EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser!
Nur mehr wenige Wochen trennen die Schüler unter euch von den lang
ersehnten Sommerferien (und die Studentinnen auch). Wer Glück hat,
konnte sich schon mit den Vorbereitungen für das Sommerlager beschäftigen,
oder mit anderen Plänen für die Ferien. Wem es weniger gut geht,
der ist noch voll mit den schulischen Verpflichtungen eingedeckt.
Schularbeiten und Prüfungen entscheiden womöglich noch darüber,
ob das Zeugnis halbwegs passabel wird, gerade noch zufriedenstellend, oder
ob man womöglich die Ehre bekommt, ein Schuljahr noch einmal zu durchlaufen.
All denjenigen, die in dieser Situation stecken, möchte ich erstens
noch viel Glück wünschen, und zweitens alle Unterstützung
von Freunden und Eltern, die sie jetzt brauchen.
Und das bringt mich auch gleich zur Mutterliebe, natürlich genauso
Vaterliebe: Angesichts der jährlichen Meldungen über Selbstmorde
zahlreicher Schüler, die aus Panik vor drohenden Fünfern keine
andere Lösung mehr sehen, solltet ihr Eltern erkennen, dass die wahren
Katastrophen im Leben ja auch nicht gerade am Schulzeugnis stattfinden.
Also nochmals viel Glück an alle!
Ansonsten wünsche ich allen ein schönes Sommerlager und schöne
Ferien, und falls ihr auf euren Reisen in ein Flugzeug steigen solltet,
möget ihr von Entführungen und Abstürzen verschont bleiben!
Schönen Sommer wünscht die Redaktion!
LESERBRIEFE
Liebe nicht mehr "Der Hugo"- sondern nur "Hugo"-Redaktion
Fassungslos und immer wieder kopfschüttelnd will ich nicht zur Kenntnis
nehmen, dass die weltweit anerkannte akribische "Der Hugo"-Redaktion bzw.
die nur "Hugo"-Redaktion einen unfassbaren Fehler nunmehr bei mehreren
Ausgaben scheinbar bereits penetrant (oder provokativ absichtlich?) unausgebessert
stehen lässt.
Nein, es ist nicht das nach wie vor falsche Impressum (welches übrigens
bei der Angabe des Herausgebers und des Verlegers durch die Endsilbe "in"
die Zeitung auch nicht weiblicher macht, aber die Barbara R. möglicherweise
glücklicher, eigentlich ist es wurscht), sondern die Tatsache, dass
Ihr richtigerweise die Rufnamen - auch Spitznamen genannt - der einzelnen
Führer usw. verwendet (siehe TTL für TTL, Alph für Ralph
usw.), aber gerade beim Redaktionsmitglied Mörfi (bei Euch unter Andy
oder Andi Strabl geführt) wird dieses sträflich vernachlässigt.
Viele nächtelange Diskussionen haben bisher ergeben, dass dies
teilweise daran liegen könnte, dass Mörfi selber seine eigene
Schreibweise verfälschen will. So denkt er daran, sich "Murphy" schreiben
zu lassen, was ein ausgemachter Blödsinn ist. Alle regelmäßigen
Hugoleser (und - liebe Barbara R. - auch die Leserinnen) verbinden mit
der Schreibweise Murphy natürlich sofort die Namen Robert (amerik.
Diplomat, 1894 - 1978, 1945 polit. Berater der amerik. Militärreg.
in Deutschland) bzw. William Parry (amerik. Arzt, 1892 -1983, 1934 Nobelpreis
für Einführung der Leberdiät bei perniziöser Anämie).
Da unser Mörfi trotz salzburgerischer Teilzeitjägerausbildung
weder etwas mit Militär und schon gar nicht im entferntesten etwas
mit Leberdiät zu tun hat, kommt dieser Name natürlich von dem
Murphy, der die gleichnamigen Gesetze - glaube ich - mit zwei Steinplatten
an seine Kirchentüre eingemeißelt hat. Das wichtigste dieser
Gesetze lautet: "Alles was schief gehen kann, geht schief" und bezieht
sich auf die natürlichen unerklärlichen Dinge des Lebens, z.B.
gerade wenn man es eilig hat, sind alle Ampeln rot oder kein Papier mehr
am Klo (bemerkt man natürlich erst nachher), immer dann wenn man ein
weißes Hemd anhat, gibt es Pasta asciutta (und obwohl man aufpasst...),
gerade der Schlafzimmerschrank, in dem man steht, ist von außen versperrbar
und obwohl die Chancen 1 : 100 000 000 stehen, zieht der Zigarettenrauch
immer gerade den Nichtrauchern ins Gesicht, ein vergleichsweise 10 x wahrscheinlicherer
Lottosechser kommt erst dann, wenn man vergessen hat zu spielen. Oder es
sticht einem eine Gelse gerade vor dem 3-Tages-Wanderlager.
Und weil das so ist, wird halt der Name Mörfi Mörfi geschrieben.
Erstmals urkundlich schriftlich erwähnt wurde der Name (in der Schreibweise
Mörfi) auf der Telefonliste des Explorer Trupps 2 (kurz T.EX II) im
September 1996, weiters auf einem Schreiben für die EX II auf dem
Sommerlager 1997 und auf dem EX - Führer internen Programm genannt
EX-PRO in der Kurzform M.
Durch die Nichtverbreitung dieses Namens wussten bis vor kurzem nicht
einmal seine eigenen Eltern davon, was zu einem knappen "Falsch verbunden"
seiner Mutter (!!!nicht Vater - Barbara!!!) führte, welches ein ahnungsloser
(und anschließend verstörter) EX zu hören bekam, als er
Mörfi telefonisch verlangte.
Auch Mörfis Behauptung, dass das bekannte irische Bier Murphy
etwas mit ihm zu tun hat, ist auch nicht richtig, weil der Mörfi noch
nicht einmal in Irland war. Ich habe extra bei der Brauerei angerufen,
die kennen unseren Mörfi gar nicht, es käme aber öfters
vor, dass sich Leute mit Bier identifizieren.
Ich hoffe, dass Ihr nun wisst, was Ihr tun müsst, sonst sag ich
nur mehr Karl zu Dir, Joe!!!
Hansi, im Namen aller Ex 55 II-Führer außer Mörfi
(das heisst, ich hab ihn gar nicht gefragt)
Flügel hat mein Schaukelpferd, doch lahm ist Hugoette?
Zwei Monate versuchte ich, eine Antwort mit epischer Wucht auf den Schwan(Inn)engesang
der Elegie zu formulieren. Es gelang mir nicht. So bleibt mir nur die Freude
darüber auszudrücken, dass dem Hugo Lob ausgesprochen wurde,
obwohl das Redaktionsteam keiner Quotenregelung unterliegt.
GRUPPENFÜHRUNG
Liebe Eltern!
Elternabende, Kuverts, Führerbesprechungen organisieren, Material
sortieren... Alles deutet darauf hin, dass die Sommerlagerzeit nicht mehr
weit ist, und wieder ein Arbeitsjahr erfolgreich zu Ende geht.
Viele Aktivitäten wie Weihnachtsbazar, Adventfeier, Kabarett,
Flohmarkt und nicht zuletzt Ausflüge und Wochenendlager haben uns
durch dieses Jahr begleitet. Sie, liebe Eltern, waren immer zur Stelle,
wenn wir mit Bitten an Sie herangetreten sind. Auch unser Aufsichtsrat
kann sich einiger neuer MitarbeiterInnen erfreuen, die nach einem Elternabend
ihre Mithilfe angeboten haben.
Allen jenen möchte ich an dieser Stelle recht herzlich für
Ihre Unterstützung danken, denn ohne sie könnten wir unsere Jahresarbeit
nie auf diese Weise bewältigen.
Außerordentlicher Dank gebührt aber auch der "Flohmarktgruppe",
die uns in wochenlanger Arbeit einen schier unglaublich erscheinenden finanziellen
Erfolg beschert hat.
Wie geht es unserem Neuen Heim, auf das alle schon sehnsüchtig
warten?
Es hat sich in diesem Arbeitsjahr viel getan, der Keller ist fertig,
und nach dem Flohmarkt wurde das Erdgeschoß aufgebaut, mit einem
Wort, es tut sich etwas, was für uns sehr wichtig ist, da wir mit
dem Material, das derzeit verstreut an verschiedenen Orten lagert, nach
dem Sommerlager einziehen wollen.
Ich wünsche allen Eltern und Kindern eine schöne Ferienzeit,
schönen Urlaub und vor allem ein schönes Sommerlager und hoffe,
alle nach den Ferien gesund wieder in den Heimabenden zu sehen.
geschäftsführender Gruppenführer
Vorstellungen
eine neue Guidesführerin: Ricky Turner
Seit Jutta unsere Gruppe im Herbst vorigen Jahres fluchtartig Richtung
Holland verließ, wurde fieberhaft eine Nachfolgerin in Guides-Trupp
2 gesucht. Im März war es dann so weit: Ricky - eine Quereinsteigerin
(gerüchteweise werden ihr gute Beziehungen zu einem Langzeit-Späherführer
nachgesagt) - erklärte sich bereit, Moni und Anton zu unterstützen.
Gleich vom ersten Heimabend an machte sie klar, dass sie nur im Doppelpack
zur Verfügung steht: mit Kelly, der struppigen Hündin, die sich
in der neuen Umgebung gleich wie zu Hause fühlte. Ricky wird sicher
bald vom Gruppenrat zur Chef-Einkäuferin für zerbissene Plastikbälle
gewählt. Mit Cinderella, ihrem Pferd, ist Ricky bis jetzt zum Glück
noch nicht in den Heimabend geritten gekommen.
Ihre anfängliche Unsicherheit, ob sie der Führerinnen-Tätigkeit
überhaupt gewachsen sei, dürfte schon überwunden sein. Für
den Ort unseres heurigen Sommerlagers ist sie - nach ihren Lieblingsländern
Island und Alaska zu schließen - jedenfalls bestens geeignet. Wir
wünschen ihr viel Spaß und vor allem Ausdauer mit den Guides.
ein neuer Späherführer: Jörg Geier
Jörg ist 1986 im zarten Alter von 5 Jahren unserer Gruppe beigetreten.
Zuletzt Rover und seit 2 Jahren bereits sicherer und beherzter Schlussmann
unserer Mannschaft beim Pfadfinder-Hallenfußballturnier, hat er sich
nun dazu entschlossen, im Späher-Trupp 1 neue Maßstäbe
zu setzen. Wir wünschen ihm viel Freude bei seiner Führungstätigkeit.
Ein Ausflug auf den Schneeberg
am 25./26. April 1998
An einem schönen Samstag trafen sich die Wichtel und Wölflinge
am Bahnhof in Atzgersdorf. Wir fuhren mit dem Zug nach Puchberg am Schneeberg.
Von dort aus wanderten wir auf die Sparbacherhütte. Wir hatten noch
genug überschüssige Kräfte und tobten uns beim Merkball
Spielen ordentlich aus. Anschließend gab es Abendessen. (Mir hat
das aber nicht besonders geschmeckt).
Danach haben wir ein Geländespiel gemacht! Bei dem Geländespiel
mussten wir einen Tresor knacken. Wir konnten aber nur den Tresor mit mehreren
Nummern knacken, die im Wald versteckt waren. Nach dem Geländespiel
bekam jeder von den Führen etwas zu naschen.
Dann gingen wir vors Haus auf eine große Wiese und stellten uns
in einem Kreis auf. Nach einer Weile traten zwei Wölflinge in den
Kreis. Sie bekamen das Halstuch. Dann gingen wir ins Haus zu unserem Schlafraum.
Alle schliefen schnell ein.
Am nächsten Tag frühstückten wir. Dann machten wir uns
auf den Weg. Wir gingen zur Mamau-Wiese. Dort spielten wir eine Weile Merkball.
Dann gingen wir wieder weiter. Wir waren bei einem Gasthaus angekommen,
wo uns die Führer ein Eis kauften. Nach einer Weile gingen wir zum
Bahnhof. Dort fuhren wir mit dem Zug nach Hause. Es war ein schöner
Ausflug.
Stefan Wiesner (Tschikai)
Die Guides 2 stellen sich unserer neuen Führerin
Ricky vor
Babsi kommt als Erste dran,
sie besucht uns leider nur dann und wann.
Die kleine Dani folgt sogleich,
sie lacht sehr viel und wär' gern reich.
Das schlimmste, was es für Gini gibt,
ist, dass der Berni sie nicht mehr liebt!
Sabrina mit den rotbraunen Haar'n
hat sicher keinen Rinderwahn.
Die Neue, die heißt Claudia,
sie ist erst seit dem letzten Heimabend da.
Marie-Sophie
lernt wie noch nie.
Ines' Haare, die sind blond,
und sie hasst den James Bond.
Mimi mit der Babystimme
hat wie jeder Mensch fünf Sinne.
Dani mit der hübschen Kette
ist eine ganz besonders Nette.
Die schönsten Wale auf der Welt
zeichnet Steffi nicht für Geld.
Katja ist die älteste hier,
trotzdem trinkt sie noch kein Bier.
Kathi, die hat Sommersprossen,
so wird unser Gedicht geschlossen.
Der EXzeptionelle Casinobesuch
Am 16.3.1998 betraten 20 charmante und sehr wohlgekleidete Heeren das Casino
der Explorer im Heim. Die Türsteher Murphy und Thomas ließen
keine Explorer ohne Krawatte und Sakko hinein. Jeder der wohlgekleideten
Herren bekam 20 Jetons. Es gab drei Spieltische an denen man sein Glück
versuchen konnte. Der Sinn des Ganzen war es, möglichst viele Jetons
zu erhalten. An einem Tisch spielten die wohlgekleideten Herren Black-Jack,
an einem anderen saßen wohlgekleidete Herren mit Pokerface und spielten
Poker. Am 3. Tisch wurde Roulett gespielt. Bei leiser Hintergrundmusik
verloren so manche wohlgekleidete Herren ihr Vermögen. Manche der
wohlgekleideten Herren mussten deshalb einen Kredit aufnehmen. Doch bei
manchen klappte auch das nicht und so stand einer der wohlgekleideten Herren
am Schluss mit 13 Jetons minus da. Andere der wohlgekleideten Herren gewannen
wieder Unsummen an Jetons. Am Schluss wurde abgerechnet und Preise an die
wohlgekleideten Herren überreicht. Als die Preise verteilt und die
wohlgekleideten Herren fotografiert waren, verwandelten sich diese wohlgekleideten
Herren wieder in normal gekleidete Explorer.
POLIT-ECK-NIC-UM
Flugzeugentführungen
nur ein Akt des Terrors?
Manche Menschen reagieren ziemlich emotionell, wenn sie von Flugzeugentführungen
hören.
Ist es einerseits das Mitgefühl für die Verwandten und Bekannten,
die am Flughafen um das Leben ihrer Leute fürchten? Oder versetzen
sie sich in die Lage der Insassen, also der Entführten, denn schließlich
könnte das auch sie einmal betreffen. Nebenbei bemerkt, denkt wohl
kaum jemand an die Besatzung...
Diese "Terroristen" müssen mit der vollen Härte des Gesetzes
getroffen werden oder noch besser, mit Blei. "Gegen solche Verbrechen soll
es wieder die Todesstrafe geben", hört man gar nicht so selten. Warum
wird aber meist alles getan, um diese Geiselnahme besonders schnell zu
beenden? Eine provokante These, die aber sicher nicht so einfach zu widerlegen
ist: Der finanzielle Schaden, der im Fremdenverkehr durch einen möglichen
Imageverlust des Landes entsteht. Aber auch: Ein Grundübel unseres
Rechtssystems, bei dem Straftaten gegenüber Sachen oder Kapital strenger
geahndet werden, als Straftaten gegen Menschen.
In unserer Erinnerung haben sich hauptsächlich die Flugzeugentführungen
mit palestinensischen Hintergründen eingeprägt. Meist wollten
die Luftpiraten andere "Terroristen" aus westlichen Gefängnissen freipressen.
Man denke an die versuchte Freipressung der deutschen RAF-Mitglieder. Oder
sie waren selbst auf der Flucht und auf der Suche nach einem Asylland.
Der Begriff "Luftpirat" ist hier eigentlich fehl am Platz, denn Piraten
überfallen Schiffe nur zwecks der eigenen Bereicherung. Mir ist kein
Fall bekannt, wo jemand durch eine Flugzeugentführung reich werden
wollte. Naja und bei der Bezeichnung "Terrorist" scheiden sich sowieso
alle Geister.
Flugzeugentführungen waren und sind auch heute immer noch, meiner
Meinung nach, Akte der Verzweiflung. Die Erfolgschancen sind nicht gerade
rosig und im Falle eines, um politisches Asyl Suchenden nimmt er auch die
anschließende Verhaftung in Kauf und weiß dabei meist nicht,
ob er überhaupt in seinem Wunschland bleiben darf.
Um aber auf sich oder eine Sache aufmerksam machen zu können,
eignen sich Flugzeugentführungen aber hervorragend. Eigentlich wenig
Aufwand für "Terroristen" und sicherheitstechnisch nicht zu verhindern.
Und mit dem Medieninteresse und somit auch mit der Veröffentlichung
der gewissen Anliegen ist hundertprozentig zu rechnen.
Die ganze Nahost-Problematik ist uns heute allen bekannt. Was wäre
wohl aus den dort lebenden Menschen geworden hätte es nicht diesen
"Terror" gegeben? (Diplomatische Beziehungen und Gespräche zu diesen
Ländern wurden gepflegt und verstärkt und somit wurden politische
Probleme in die Welt hinausgetragen.)
Mittels einer filmischen Parabel machte ein, vor etlichen Jahren im
ORF ausgestrahlter deutscher Fernsehfilm "Die Bombe" (mit Michael Degen
in der Hauptrolle des Atomphysikers und Erpressers) auf einen möglichen
Zweck einer Erpressung aufmerksam. Er droht mittels einer selbst gebauten
und im Zentrum einer deutschen Stadt aufgestellten Atombombe, den Industriestaaten,
allen voran Deutschland: Sie sollen endlich das militärische Aufrüsten
beenden und Abrüstungsgespräche beginnen.
Und wie reagierte die Politik im Film? Genauso wie auch heute: Symptombekämpfung
statt Strukturänderungen. Zuerst wurden die Menschen aus der Stadt
evakuiert (man läuft den Problemen sinnloserweise davon) und dem Atomphysiker
gefälschte Fernsehbilder von angeblich stattfindenden internationalen
Abrüstungsgesprächen vorgeführt. Michael Degen erkannte
den Betrug und sah, daß die Regierung seine Gedanken und Forderungen
völlig ignorierte und zündete daraufhin die Bombe. Den Menschen
ereilte ihr unausweichliches Schicksal. Durch diesen Film bekommt der Zuseher
das Gefühl, daß die Menschen nur durch besonders radikale und
emotionell berührende Methoden vielleicht zur Vernunft und sodann
zum Handeln gezwungen werden können.
Wie lange wollen wir noch warten? Bis die überwältigende
Mehrheit der 3. Welt gegen die Ungerechtigkeit aufsteht oder bis die Natur
zurückschlägt und uns ALLE auslöscht?
(Letzte Neuigkeiten: Auch Pakistan ist neben Indien seit 28.5.98 eine
bestätigte Atommacht, stolz kenn 'ma sein!)
Mutterliebe
Das Interesse eines Kindes an sich selbst und der Welt ist enorm. Es ist
voller Fragen über die eigene Existenz. Nur ein Bruchteil dieser Fragen
wird artikuliert, allein schon deshalb, weil die Sprache dazu noch lange
nicht gelernt ist. Die ersten Antworten, die ein Kind auf die Unmengen
unausgesprochener Fragen erhält, prägen sein Bild über sich
selbst und die Welt.
In den ersten Lebensphasen ist die Mutter die intimste Bezugsperson.
Ihre Antworten prägen das Wesen des Kindes wie die von niemand anderen.
Von ihnen hängt es zum überwiegenden Teil ab, ob das Kind lernt,
sich für seine Existenz zu mögen.
Diese Fähigkeit muss es erst lernen. Kein Kind hat darum gebeten,
auf diese Welt gebracht zu werden. Man sollte nicht den Fehler machen,
die offensichtliche Egozentrik eines Kindes für den Ausdruck einer
Selbstliebe zu halten. Das eine ist vom anderen eher das Gegenteil, denn
die Folge.
Der Glaube an das eigene Wachstum ist ein wichtiger Bestandteil der
Selbstliebe. Die Mutter hat die Macht, den Glauben des Kindes an sich selbst
und den Wert der eigenen Produktivität zu stärken - oder zu schwächen.
Das Kind spürt nur zu gut, wie sehr es noch auf die Hilfe anderer
angewiesen ist. Es kann noch nicht anders, als einen Fehler nach dem anderen
zu machen. Je mehr Bewusstsein es über sich selbst erlangt, umso mehr
muss es sich mit der eigenen Unvollkommenheit herumplagen. Eben darum muss
der Charakter der Mutterliebe ein bedingungsloser sein.
Es ist eine nicht hoch genug einzuschätzende Erfahrung für
das Kind, wenn es fühlt, trotz seiner Unzulänglichkeiten geliebt
zu werden. „Egal, was du tust, egal, welchen ...... du gebaut hast - ich
liebe dich trotzdem.“ So - oder so ähnlich - spricht die wahre Mutter.
Voraussetzung dafür ist allerdings die Liebe der Mutter zu sich
selbst. Ist die Mutter nicht glücklich aus ihrem Inneren heraus, kann
sie dem Kind nicht das Gegenteil weismachen. Auch wenn es gut gemeint ist,
die Mutter eben eine „gute Mutter“ sein will und noch so sehr darauf bedacht
ist, das Richtige zu tun oder zu sagen - gerade das Unausgesprochene, nicht
Getane saugt das Kind in sich auf. Es hat einen untrüglichen Instinkt
für die inneren Vorkommnisse seiner Welt. Findet die Mutter es selbst
nicht gut, da zu sein, fehlt ihr die Freude am Leben, kann sie ihrem Kind
unmöglich das Gegenteil vermitteln.
Somit wäre die Chance, dass ein Mensch mit gesundem Bewusstsein
entsteht, so gut wie vertan: Nicht lieben zu können ist die größte
Krise, in die ein Mensch schlittern kann. Bei einer Mutter kommt die Verantwortung
für das neue Leben noch hinzu.
Mutterliebe, das ist nicht nur die Liebe der Mutter zu ihrem Kind.
Es ist die Liebe der Mutter zur Welt und sich selbst.
Der Abtrünnige
eine Detektivgeschichte
Der Winter war vorbei. Die ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen fielen
auf die Dächer Wiens, als Rasimo Kurt wieder einmal verschlafen zur
Arbeit schlich. Der Tag versprach fast sommerlich warm zu werden und nur
zu gerne hätte auch er diesen ersten warmen Tag des Jahres faul am
Balkon liegend verbracht. Ganz Wien schwärmte aus zu den beliebten
Ausflugszielen in der Umgebung oder stürzte sich auf die Grünflächen
der Stadt. Aber ein Privatdetektiv wie Rasimo Kurt muss seine Aufträge
eben oft - wenn nicht sogar vor allem - auch am Wochenende erledigen. Missmutig
schlich er weiter ins Büro.
Dort angekommen las er zuerst einmal den Stapel Faxe, die über
Nacht und in den Morgenstunden gekommen waren, durch. Plötzlich blieb
sein Blick auf einem der Papiere in seiner Hand hängen. Sein Mund
blieb offen und er vergaß sogar zu atmen, so erstaunt war er. War
das ein Auftrag!
Eine große tüchtige österreichische Organisation hatte
schon seit längerem Probleme mit einem seiner Mitglieder. Das war
Rasimo Kurt als cleverem Privatdetektiv natürlich nicht verborgen
geblieben, auch nicht die Tatsache, dass sich dieser mit Geldern, die der
Organisation auch nicht gehörten, ins mehr oder weniger sichere Ausland
abgesetzt hatte. Aber diese Information hier schlug wirklich alles:
Wichtige Daten und Fakten und vor allem Instruktionen für das
weitere Verhalten des Abtrünnigen sollten diesem heute im Laufe des
Tages auf eine ungeheuer spektakuläre Art übermittelt werden:
über Umwege. Denn: dem abhörbaren Telefonnetz und den Praktiken
der ausländischen - und daher zwangsläufig kriminellen - Post
konnte die ehrliche Organisation natürlich nicht trauen. Es sollten
daher heute die streng geheimen Daten vom Computer am Sitz der Organisation
in einer noblen Einkaufsstraße in der Wiener City per Radiowellen
in den Bordcomputer eines Jumbo-Jets eingespeist werden, der dem Flugverbot
zum Trotz im Laufe des Tages über die Stadt fliegen würde. Dieser
würde die Daten dann sicher und unbemerkt in das Aufenthaltsland des
Getürmten bringen.
Der Auftrag lautete: Den Inhalt der Nachricht zu erlangen und die Beteiligten
ausfindig zu machen, um den Vorfall auffliegen zu lassen. Keine leichte
Aufgabe für Rasimo Kurt, der bis jetzt noch nie Angelegenheiten in
dieser Größe zu bearbeiten hatte.
Er strengte seinen Kopf an. Wo und wann könnte eine so ausgeklügelte
Informationsübertragung stattfinden? Eines war klar. Einen Jumbo-Jet
über den Wiener Luftraum umzuleiten, bedurfte wohl roher Gewalt. Rasimo
Kurt dachte an eine Luftfahrzeugentführung. Solche bringen traditionsgemäß
Verzögerungen mit sich, der Zeitpunkt der Aktion würde daher
ein wohl ungewisser sein. Und noch etwas bedachte Rasimo Kurt in Windeseile:
Direkt aus den Büroräumen in der Innenstadt konnte der Informationsfluss
auch nicht kommen. Die Störwellen über der bebauten Stadt wären
viel zu stark für eine so sensible Transaktion. Nein, man musste den
Informationsfluss also umleiten - über einen leeren, unbebauten Ort,
von wo die Daten gen Himmel gesendet werden konnten. Aus praktischen Gründen
dürfte dieser Ort nicht allzuweit von der Zentrale entfernt sein,
und der Sender, über den umgeleitet werden sollte, durfte nicht auffallen,
während man auf den Jumbo und somit auf den Erfolg der Entführung
wartete.
Ein Handy! Schrie Rasimo Kurt begeistert aus. Das muss es sein. Schnell
packte Rasimo Kurt seine Rollerskates, seine Badehose und sein Handy ein,
denn dort wo er hinwollte, musste er ja immerhin incognito sein. Mit der
U-Bahn begab er sich in die Zone mit der größten Handydichte
Wiens, die er als schlauester Detektiv der Stadt natürlich kannte.
Die Aufgabe würde aber nicht leicht werden: Es galt einen Menschen
zu finden, der nichts anderes tat, als die ganze Zeit über in der
Sonne zu sitzen, um in einem einzigen kurzen Moment ein Handy zu zücken.
Etwas, das dort wahrscheinlich Tausende taten.
Überall wo Rasimo Kurt hinkam verwickelte er Leute unauffällig
in Gespräche, betrachtete ihr Kommen und Gehen, konnte aber nirgends
etwas Verdächtiges entdecken. Auch von einem umgeleiteten Jet bemerkte
er nichts. Es wurde Nachmittag, es wurde später Nachmittag und Rasimo
Kurt war schon kurz davor aufzugeben. Die ganze Gegend hatte er schon abgegrast.
Nichts - kein Hinweis. Sollte er doch die auf die falsche Karte gesetzt
haben? Eine Chance hatte er noch. Er zog seine Skates aus und sprang wie
er war - in der Badehose - in die kühlen Fluten, schwamm ein Stückchen
und stieg bald aus dem Wasser wieder heraus. Wieder musste er incognito
sein und zog daher seine Badehose aus.
Nur mit seinem super-special-detective-waterresistant-handy in der
Hand spazierte er querfeldein. Überall lagen und saßen menschliche
Körper, nicht gerade alle schön anzusehen. Die meisten Männer
trugen dicke goldene Ketten, und dies oft als einziges Kleidungsstück.
Rasimo Kurt verschaffte sich zuerst einen Überblick und beobachtete
dann vor allem zwei Männer, die ständig nervös an ihren
Mobiltelefonen fingerten.
"Wann is so weit, wann?" hörte er einen der beiden ins Handy flüstern,
auf dem mit großen Lettern minimobil geschrieben stand. Rasimo Kurt
verwickelte ihn gekonnt ins Gespräch: "Wissen´s eh, i bin scho
den ganzen Tag da. Jetzt wart i scho die ganze Zeit, dass mi mei Frau abholn
kommt, aber sie kummt net daher." Vor Aufregung gestikulierte er so stark,
dass seine Halskette hin und her rutschte. Ein roter Streifen auf seiner
Haut wurde an der Stelle sichtbar, wo sie zuvor gelegen hatte.
"Wann is so weit, wann?" hörte er den anderen der beiden ins Handy
flüstern, auf dem mit großen Lettern B1 geschrieben stand. Rasimo
Kurt verwickelte ihn gekonnt ins Gespräch: "Na wissen´s, i bin
grad erst kumman und wollt mi mit an Freind treffen, aber jetzt kummt der
net daher." Vor Aufregung gestikulierte er so stark, dass seine Halskette
hin und her rutschte. Ein weißer Streifen auf seiner Haut wurde an
der Stelle sichtbar, wo sie zuvor gelegen hatte.
Rasimo Kurt schlenderte weiter. Zufrieden setzte er sich ins Gras.
Er wusste ohnedies schon genau wen er im Blickwinkel behalten musste. Und
als eine Stunde später ein großer Jumbo Jet geräuschvoll
über seinen Kopf schwebte, wusste er sich gekonnt mit seinem super-special-detective-handy
einzulinken und konnte so den Inhalt der übermittelten Botschaft auf
seinem Display ablesen:
1 11 4 8 1 22 14 18 19 1
8 18 19 20 13 3 7 13 8 19
3 8 4 15 5 4 8 5 5 13
Der Code lag auf der Hand und Rasimo Kurt kannte ihn schon längst.
Fragen zur Detektivgeschichte:
1. In welchen Gebieten Wiens war Rasimo Kurt in Erfüllung seiner
Mission unterwegs gewesen?
2. Wer war der "Täter" und warum wusste Rasimo Kurt wen er im
Blickwinkel behalten musste?
3. Wie lautet der Code?
4. Welche Botschaft sollte dem "getürmten Abtrünnigen" gesendet
werden?
Wer´s weiß, schickt oder übergibt seine Lösung irgendwie
an die Hugo Redaktion. Wie immer gibt es tolle Preise zu gewinnen! Einsendeschluss
ist der 18. Juli (Ende des Sommerlagers).
Die Auflösung findet ihr im Hugo
28. Viel Spaß beim Lösen wünscht Euch
Comic-Cop-Tip
So vermeidest du eine Flugzeugentführung:
Wenn es dich in den Fingern juckt, ein Flugzeug zu entführen, nimm
diesen Hugo zur Hand, reisse eine Seite heraus und bastle einen Papierflieger,
den du überall hinführen kannst.
DER WEIS(S)E
ELEFANT
Liebe Pfadfinder, liebe Freunde!
Erstens möchte ich euch allen danken für eure Glückwünsche,
für eure Gebete und für euer Verständnis für die Anliegen
der Caritas, die bei meinem silbernen Priesterjubiläum zu Tage getreten
sind.
Wenn ich auf meine 25 Priesterjahre zurückschaue: Ich bin glücklich,
dass ich damals (1967) zum Herrn gesagt habe: "Ja, du kannst mich haben."
- Dann war die Beendigung der 2. Dissertation, das Theologiestudium - ist
mir eher leicht gefallen - Priesterweihe zu Peter und Paul (29. 6. 1973)
durch Kardinal König.
Was für Vorstellungen habe ich mir damals gemacht? - Von der Liebe
Christi sprechen, den Glauben verkünden, Zeichen der Gegenwart Christi
den Menschen anbieten (= Sakramente, z. B. Kommunion, Sündenvergebung
in der Beichte, Krankensalbung), Sorge für die Randgruppen, aktive
Nächstenliebe.
Und heute - ich würde sagen: immer noch die selben Vorstellungen,
nur dass sich "Randgruppen" kolossal vermehrt haben. ("Kaplan, kannst du
mir den Strom zahlen? Ich hab' 3 Kinder und bin arbeitslos" ... "Hast du
Arbeit für mich?" ...). Ich bin nicht glücklich, wenn ich sagen
muss: "Nein, leider". Aber, optimistisch wie immer, hoffe ich / hoffen
wir auf Verständnis der sozial denkenden Mitmenschen.
Glaubt ihr, ohne Gottvertrauen könnte ein Priester, ein Christ,
ein Glaubender, einer mit Verantwortung für andere, z.B. Mutter, Vater,
Arzt, Vorarbeiter, Pfadfinder-Spartenführer, ... hier durchhalten?
Mit nichten (und Neffen)!
Zum Thema Glauben verkündigen (= ureigenste Aufgabe des Priesters,
allerdings auch aller anderen, die ihr Getauftsein erst nehmen wollen):
Bei aller Achtung vor der ehrlichen Überzeugung der Mitmenschen, vor
der Glaubensfreiheit: Es kommt vor, dass sich Pfadfinder uninteressiert
zeigen, wenn es um Religion geht, aber ausgesprochene Ablehnung inklusive
Kraftausdrücke sind mir nie bei euch begegnet (!). Wenn wer von euch
einen guten Tag hat, so kommt es sogar zu sehr tiefen, wenn auch kurzen
Gesprächen über Gott, Religion, Christus, Kirche,...
Aktiviert eure Vorstellungen seit Taufe, Erstkommunion, Firmung, Konfirmation
bezüglich christlichen Verhaltens immer wieder neu!
Sonntagsmesse in Atzgersdorf bis Schulschluss um 10 Uhr, im Sommer
um 9.30 Uhr.
Meines Wissens sind aus den Reihen (Dunstkreis, Gemeinschaft,...) der
55-er schon lange keine Priester und Ordensleute hervorgegangen. Betet,
dass sich das ändert!
In der Vorfreude auf die Litschauer SOLA-Messen oder -Blitzmessen
P.S.: Wenn euch negative Erfahrungen mit mir seit 24 Jahren (so lange bin
ich euer Kurat) vorliegen, bitte mir als ehrliche Kritik sagen - oder auf
die Witzseite vom Hugo! Wenn euch originelle Anekoten oder Aussprüche
bekannt sind - auf die Witzseite vom Hugo!
WÖDSCHEIBM
Pixies
Death to the Pixies
Die Pixies gibt es nicht mehr, leider und vielleicht gerade deshalb gehören
sie zu meinen absoluten Lieblingsbands. Wer, wie ich das Glück hatte,
zwischen 1987 und 1991 auf einigen ihrer Konzerte gewesen zu sein oder
auch nur einem, der wird verstehen, warum sich gerade die Pixies in die
Herzen von so vielen Menschen spielen konnten. Schweißtreibende Rock-
und Gitarrenriffs, abgelöst von "screams", des Sängers und Gitarristen
Black Francis oder von der dynamischen und unbeschreiblich schönen
Stimme der Bassistin und Sängerin Kim Deal ergeben einen ehrlichen
und geradlinigen Klangteppich, der sich mit voller Wucht in die Herzen
und Gehirne der Konzertbesucher bohrt, sie fesselt und nicht mehr losläßt.
Die Pixies gibt es nicht mehr, leider, aber zum Glück gibt es
noch ihres CD´s. "Come on Pilgrim" war ihre erste Platte und sie
erschien 1987. Gleich von Anfang an eroberten die Pixies die ganze Welt
mit ihrer Musik. Es folgten Platten wie "Surfer Rosa"(1988) oder "Doolittle"(1989),
"Bossanova" (1990) oder "Trompe le Monde"(1991), das ihr letztes Album
bleiben sollte. Trotz dieser Vielzahl an Musikwerken während ihrer
Jahre fanden sie immer noch genug Zeit für ihre Fans Konzerttourneen
zu spielen, und die führten sie sogar dreimal nach Wien.
Und von so einem Konzert in Utrecht erschien 1997, Jahre nach der Auflösung
der Pixies ein Livemitschnitt: "Death to the Pixies" auf CD. Alle ihre
unvergessenen Hits und unvergleichlichen Songperlen sind auf dieser Doppel
CD vertreten.
Die Pixies gibt es nicht mehr, leider, aber durch dieses Album sind
sie unsterblich geworden. Mit "Debaser" beginnt die CD und läßt
uns gleich von Beginn an wieder in die grandiose Stimmung eines Pixies-Konzertes
eintauchen. Mit einem ihrer größten Hits "Monkey gone to heaven"
erreicht die CD einen ihrer vielen Höhepunkte.
Bei "Gouge away" laden uns die Pixies ein, einen Tag mit ihrer Musik
zu verweilen (stay a day if you want to). Mit "Gigantic", der absolute
Höhepunkt bei jedem Pixies-Konzert, nehmen dich die Pixies endgültig
mit auf ihre berauschende Reise, hinauf in ihren, noch besser unseren,
Musikhimmel. Auf dem Weg dorthin fragen sich die Pixies noch "Where is
my Mind?" und beschließen dieses wunderbare Album mit dem schönen
"Tony´s Theme".
Die Pixies gibt es nicht mehr, leider, doch wenn der Tod dieser Band
mit einem so gewaltigen Meisterwerk zelebriert wird, würde man sich
wünschen, sie noch öfters sterben zu lassen.
GLASPALAST
Eine Sage aus dem alten Griechenland: Perseus und Andromeda
Teil 2: Perseus findet sein Glück
Es war schon spät am Abend als Perseus der Schlaf übermannte.
Auch mußte er seinem geflügelten Pferd Pegasus endlich ein wenig
Ruhe gönnen. Perseus war, wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt,
seit der letzten Nacht, nein nicht auf den Beinen, sondern auf dem Rücken
Pegasus' unterwegs. Den ganzen langen Tag schon war er wieder Richtung
Osten durch die Lüfte geritten.
Als er sich vorsichtig nach vorne beugte, um bei den Flügeln vorbei
hinunter zu schauen, erspähte er auch schon den Lagerplatz für
die angebrochene Nacht. Schnell stieg Pegasus vom Himmel herab und landete
sanft bei der gewünschten Stelle.
Pegasus hatte sich schon an seinen Herrn gewöhnt und blieb die
ganze Nacht zuverlässig in Perseus' Nähe. Unser Held hatte
sich aber schon in die Wiese gelegt und starrte müde aber zufrieden
in den sternklaren Himmel. Hin und wieder erblickte er Sternschnuppen -
was würde ihn wohl in den folgenden Tagen erwarten...?
In Aithiopien regierte König Kepheus mit seiner Frau Kassiopeia.
Sie war aber leider eine sehr eitle Dame und Schmuck zu sammeln war ihre
große Leidenschaft. Aithopien war damals ein sehr reiches Land und
seinem Volk ging es sehr gut. Kassiopeia wollte aber immer mehr, bis sie
eines Tages zu weit ging: Sie beleidigte die Nereiden, indem sie sich rühmte
schöner als sie zu sein. (Die Nereiden waren freundliche Meeresnymphen
und erheiterten die Seeleute durch Spiel und Tanz. Als das Gefolge Poseidons,
dem Gott des Meeres, halfen sie den in Seenot geratenen Menschen)
Das ließen sich die Nereiden aber nicht gefallen und beschwerten
sich bei Poseidon. Dieser wiederum konnte sehr schnell in Wut geraten,
denn schon lange war ihm dieses stolze Volk ein Dorn im Auge gewesen. Aufgrund
Kassiopeias Eitelkeit verursachte er eine riesige Sturmflut, die bald das
ganze Land Aithopien überschwemmen sollte. Falls jemand dies überleben
sollte, schickte er sicherheitshalber noch ein Ungeheuer hinterher.
In früher Zeit war es für die Herrschenden üblich, regelmäßig
ein Orakel zu befragen (Durch ein Orakel versuchten die Menschen damals
Botschaften von Göttern zu bekommen). Es dauerte also nicht lange,
bis König Kepheus von dem Schicksal seines Volkes erfuhr. Entsetzt
erzählte er es Kassiopeia. Gemeinsam befragten sie noch einmal das
Orakel: "Können wir denn nichts dagegen tun?" "Doch, aber ihr müßt
eure Tochter Andromeda dem Ungeheuer zum Fraß vorwerfen!" Geschockt
und ganz blaß im Gesicht kehrten die beiden Eltern in ihren Palast
zurück. Doch es half nichts: Sie mußten ihr Volk retten!
Am nächsten Tag wurden Andromeda eiserne Ringe an Arme und Beine
geschmiedet. Anschließend wurde sie durch alkoholische Getränke
und starken Rauch betäubt, damit sie wenigstens nicht unter Schmerzen
litt, wenn sie von dem Ungeheuer aufgefressen werde. Während den Eltern
Tränen über die Gesichter liefen, wurde Andromeda unter monotonen
Trommelschlägen an eine, bei der Küste gelegenen, große
Felswand gekettet.
Die Sonnenstrahlen des angebrochenen Morgens kitzelten Perseus im Gesicht.
Als er sich ausstreckte und schließlich erhob, wieherte Pegasus freudig
und kam zu ihm angetrabbt. "Guten Morgen, mein Freund!", sprach Perseus,
"wir müssen weiter." Schnell packte er seinen Zaubersack (in ihm war
der Kopf der Medusa!), seine Flügelschuhe und seine Tarnkappe und
schwang sich auf Pegasus' Rücken. Pegasus kannte schon die Richtung
in der es weiterging, doch Athene ließ einen leichten Wind von Norden
her kommend wehen. Dadurch wurden die beiden nach Aithopien abgedriftet.
Gegen Mittag hörte Pegasus mit seinen feinen Ohren das monotone
Trommeln. Instinktiv galoppierte er auf diese Laute zu. Auch Perseus wollte
wissen, was dort los war und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die
riesige Menschenmenge, die dort am Ufer stand. "Auf irgend etwas warten
die doch!", dachte er. Und da hörte er auch schon das Aufschäumen
des Meeres. Eine gewaltige Flutwelle erhob sich am Horizont. Das Meer schien
zu kochen und nahe der Küste drehte sich ein großer Strudel.
In der Mitte entstand ein großes schwarzes Loch aus dem... Perseus
blickte plötzlich zum Ufer zurück. Er riß Pegasus am rechten
Flügel und schon folgte das geflügelte Pferd einer neuen Richtung:
An der steilen Felswand hatte Perseus die Königstochter bewußtlos
angekettet erblickt. Er ließ sich aber von ihrer Schönheit nicht
ablenken und steuerte direkt auf das blubbernde, dunkle Loch zu.
Plötzlich hörten die Trommeln auf zu schlagen und die Menschen
liefen auseinander: Das Monster erhob sich aus dem Meeresschlund und bedrohte
Andromeda! Perseus handelte sofort. Er zog sich seine Tarnkappe über
seinen Kopf und sprang mit dem Zaubersack unter seinem Arm ab. In der Eile
hatte er total auf seine Flügelschuhe vergessen, die in der aufgeschäumten
Oberfläche des Meeres nun verschwanden. Seinem gut durchtrainierten
Körper war es zu verdanken, daß Perseus sich mit nur einem Arm
an den Körperhaaren dieses furchterregenden Monsters festklammern
konnte. Pegasus flog inzwischen eine Schleife um das Ungeheuer von Perseus
abzulenken.
Dieser kletterte endlich auf die gewaltige Schulter des Untiers. Obwohl
er unsichtbar war, konnte er sich doch durch seine Tritte verraten. Aber
sein treuer Freund tat seine Sache sehr gut. Perseus hatte genug Zeit den
Kopf der Medusa aus dem Zaubersack zu holen. Wieder mußte er natürlich
wegschauen und in genau diesem Moment kam Pegasus um ihn abzuholen. Da
Pegasus nun genau auf Perseus zuflog, sah auch das Ungeheuer in Perseus'
Richtung. Und das war damit auch schon sein Ende. Als der Kopf der Medusa
seine Wirkung zeigte, zerbarste das Monster in Tausende Felsbrocken, die
laut polternd in den Fluten des aufgeschäumten Meeres versanken.
Aber hatte Perseus es noch rechtzeitig geschafft, von der gefährlichen
Schulter auf Pegasus' Rücken aufzuspringen? Perseus nahm seine Tarnkappe
ab und alle konnten es sehen: auf Pegasus reitend, eilte er zu Andromeda.
Nun erkannte er ihre liebliche Gestalt. Das Mädchen war noch immer
bewußtlos aber als unser Held mit seiner ganzen Kraft die eisernen
Fesseln löste, wachte sie in seinen Armen auf. Perseus küßte
sie andächtig und beschrieb mit dem Finger sanfte Kurven in ihrem
Gesicht, dem schönen Schwung des Mundes, der geraden Linie der Nase
und dem aparten Schnitt der Augen folgend. Noch mitgenommen von den Strapazen
erwiderte Andromeda seine Küsse.
Zusammen ritten die beiden Verliebten auf Pegasus zu den überglücklichen
Eltern. Das Meer hatte sich inzwischen wieder beruhigt und auch die Flutwelle
war verschwunden. Die ganze Aufmerksamkeit des Volkes richtete sich auf
das junge Paar. Der König Kepheus und die Königin Kassiopeia
umarmten Perseus und Andromeda, und begannen sofort mit den Vorbereitungen
für die Hochzeit.
Perseus und Andromeda heirateten und lebten glücklich bis ans Ende
ihrer Tage.
Fortsetzung im nächsten Hugo.
WÖRTER, DIE MIT "SCH"
BEGINNEN
Schluss
zum Schluss unserer Serie: Wörter, die wir nicht behandelt haben
Schabe, schäbig, Schablone, Schabracke, Schach, Schacht, Schachtel,
Schädel, Schaden, Schaf, Schaffen, Schaffner, Schafott, Schaft, Schah,
Schakal, Schal, Schale, Schalk, Schall, Schalter, Scham, Schamott, Schande,
Schani, Schank, Schanze, Schar, scharf, Scharia, Schärpe, Scharte,
Schaschlik, Schatten, Schatz, Schau, Schauer, Schaufel, Schaukel, Schaum,
Scheck, Scheffel, Scheibe, Scheich, Scheide, Scheiße, Scheitel, Schekel,
Schelf, Schelle, Schelm, Schelte, Schema, Schemel, Schenke, scheppern,
Scherbe, Schere, Scherge, Scherz, scheu, scheuchen, Scheune, Schi, Schicht,
schick, Schikeria, Schickimicki, Schicksal, schieben, schief, schielen,
Schiene, schießen, Schiff, Schiit, Schikane, Schilf, schillern, Schilling,
Schimäre, Schimmel, Schimmer, schimpfen, Schindel, schinden, Schinken,
Schintoist, Schippe, Schirm, Schirokko, Schisma, Schiwa, schlapprig, Schlacht,
Schlacke, Schlaf, Schlamassel, Schlamm, Schlampe, schlampig, Schlange,
schlank, Schlapfen, schlapp, Schlaraffe, schlau, Schlauch, Schlauder, Schlaufe,
schlecht, schlecken, Schlegel, Schlehe, schleichen, Schleie, Schleier,
Schleife, Schleim, schleißig, schlemmen, schlendern, schleppen, Schleuder,
schleunigst, Schleuse, schlicht, Schlick, Schlief, Schliere, schließen,
Schliff, schlimm, Schlinge, Schlips, Schlitten, Schlitz, Schloss, Schlot,
schlottern, Schlucht, schluchzen, Schluck, Schlummer, Schlumpf, Schlund,
schlupfen, schlurfen, schlürfen, Schmach, schmachten, Schmäh,
schmal, Schmalz, Schmarotzer, Schmarren, Schmasche, Schmatz, Schmauch,
Schmaus, schmecken, schmeicheln, schmeißen, Schmelze, Schmerz, Schmetterling,
Schmied, schmiegen, Schmiere, Schminke, Schmirgel, Schmiss, Schmitz, schmollen,
Schmonzes, schmoren, Schmuck, Schmuddel, Schmuggel, schmunzeln, schmusen,
Schmutz, Schnabel, Schnackerl, Schnake, Schnalle, schnalzen, schnappen,
Schnaps, schnarchen, schnattern, schnauben, schnaufen, Schnauze, Schnecke,
Schnee, Schneide, Schneise, schnell, Schnepfe, schnetzeln, Schnickschnack,
Schniedelwutz, schniegeln, Schnippchen, Schnipsel, Schnitt, Schnitzel,
schnitzen, schnöd, schnoddrig, Schnoferl, Schnorchel, Schnörkel,
Schnorrer, Schnösel, Schnucki, schnuddelig, schnüffeln, Schnulze,
Schnupfen, Schnuppe, Schnur, schnurren, schnurz, Schober, Schöberl,
Schock, Schöffe, Schofför, Schogun, Schokolade, Scholastik, Scholle,
schön, schonen, Schopf, schöpfen, schoppen, Schorf, Schorle,
Schornstein, Schoß, Schote, Schott, Schotte, Schotter, schraffen,
schräg, Schramme, Schrank, Schranken, Schranze, Schrape, Schratte,
Schraube, Schrebergarten, Schreck, Schredder, Schrei, schreiben, schreien,
Schrein, schreiten, Schrift, schrill, Schritt, schroff, schröpfen,
Schrot, Schrott, schrullig, schrumpfen, schrumplig, Schrund, schruppen,
Schub, Schubs, schüchtern, Schuft, Schuh, Schuko, Schuld, Schule,
Schulter, Schulp, Schummel, schummrig, Schund, schunkeln, schupfen, Schupo,
Schuppe, Schüppel, Schups, Schur, schürfen, Schurke, Schürze,
Schuss, Schüssel, schusseln, Schuster, Schute, Schutt, schütteln,
schütten, Schutz, schwabbeln, Schwabe, schwach, Schwade, Schwadron,
schwafeln, Schwager, Schwalbe, Schwall, Schwamm, Schwan, schwanger, Schwank,
Schwanz, schwappen, Schwarm, Schwarte, schwätzen, schweben, Schwefel,
Schweif, schweigen, Schwein, Schweiß, schweißen, Schweiz, Schwejk,
schwelen, schwelgen, Schwelle, schwellen, schwemmen, Schwende, Schwenk,
schwer, Schwert, Schwester, Schwieger, Schwiele, schwierig, schwimmen,
Schwindel, Schwingel, schwingen, Schwips, schwirbeln, schwirren, schwitzen,
schwören, Schwuchtel, schwul, schwül, Schwulst, schwummerig,
Schwund, Schwung, Schwupp, Schwur, Schwyz, Schluss.
Die weiße Stadt am Meer
Eine wunderschöne Frau erzählte mir vor Jahren in einer sternenklaren
Sommernacht diese Geschichte. Ich werde versuchen, mich an den Hergang
zu erinnern und sie an euch weiterzugeben.
Die Geschichte spielt in einer Zeit, als noch Pferdewagen statt Autos
die Straßen befuhren. Diese Wagen brachten Holz in die Städte,
wo Häuser und Kathedralen gebaut wurden, und Gewürze aus dem
fernen Indien.
Zu Fuß zogen junge Männer durch die Lande, um an anderen
Orten ihr Handwerk zu erlernen. So auch Jakob, der Mann in unserer Geschichte,
der ebenso wie sein Vater das Handwerk des Schuhmachers erlernt hatte.
Zwei Jahre hatte er bei einem Meister im Norden verbracht, und jetzt kehrte
er zurück in die Stadt seiner Eltern.
Sein ältester Bruder hatte schon vor Jahren nach dem Tod des Vaters
die Werkstatt übernommen, wie es von alters her Brauch war. Als Jakob
jetzt zurückkehrte, musste er voll Trauer feststellen, dass inzwischen
auch seine Mutter verstorben war.
Einige Wochen verbrachte er im alten Elternhaus, doch er wusste, dass
für ihn hier kein Platz auf Dauer war. Die Schuhmacherwerkstatt brachte
zwar genug ein, um seinen Bruder und dessen Familie zu versorgen, doch
für einen zweiten würde die Arbeit nicht ausreichen. Jakob hatte
zwar gehört, dass in Italien oder Frankreich großer Bedarf nach
jungen und geschickten Handwerkern herrschte, doch er konnte sich nicht
dazu entschließen, endlich aufzubrechen und in der Ferne sein Glück
zu versuchen.
Da hatte er eines Nachts einen Traum: Er träumte von einer hügeligen
Landschaft, hinter der glitzernd das Meer lag. Er sah eine Stadt am Meer
mit weißen Türmen und einem Schloss. Und am höchsten Turm
des Schlosses stand eine junge Prinzessin, die wehmütig übers
Meer blickte.
Jakob dachte lange über den Traum nach. Er war während seiner
Lehre zwar weit herumgekommen, doch er hatte nie das Meer gesehen, wonach
er sich lange gesehnt hatte. Trotz allem wusste er nicht, was er mit dem
Traum anfangen sollte. Er hatte schon gelernt, dass Träume oft nichts
als Enttäuschungen brachten, und gerade jetzt war er nach dem Tod
seiner Mutter noch immer niedergeschlagen und mutlos.
Ein paar Wochen später hatte Jakob den gleichen Traum noch ein
zweites Mal, und nun begann er, ihn ernst zu nehmen. Er sprach mit dem
Pfarrer, dem einzigen in der Umgebung, der auch schon ein paar Bücher
gelesen hatte. Der erzählte ihm, dass es die legendäre weiße
Stadt am Meer tatsächlich gab, weit unten im Süden. Jakob saß
jetzt oft vor dem Haus und sah den Wolken nach, die nach Süden zogen.
Ein paar Wochen später hatte er den Traum ein drittes Mal, und
da der Frühling, der bereits eingezogen war, sein Gemüt wieder
erhellt hatte, packte er seine Sachen und seine Ersparnisse und machte
sich auf den Weg. Zu dieser Zeit gab es weder Reiseführer, noch Karte
und Kompass, zumindest nicht für gewöhnliche Handwerker, doch
nach Süden zu gelangen, war trotzdem nicht schwer. Am Morgen hatte
Jakob die Sonne zu seiner Linken, zu Mittag ruhte er sich unter einem großen
Baum aus, und am Nachmittag stand die Sonne auf der rechten Seite.
Die Ersparnisse reichten für eine Weile, und dazwischen half Jakob
in einer Schusterwerkstatt aus oder arbeitete im Sommer bei der Weizenernte
mit. Er wanderte durch Sonne und Regen, immer Richtung Süden, doch
langsam begannen die Bilder des Traumes in seinem Kopf zu verblassen. An
jeder Straßenkreuzung wurde Jakob unsicherer, welcher Weg der richtige
wäre, und oft wurde ihm das lange Wandern beschwerlich.
Als der Winter einbrach, fand sich Jakob am Fuße eines steilen
Berges, vor dem sich der Weg in zwei Teile verzweigte. Zwischen den zwei
Wegen stand ein kleines Haus, und als ein Schneesturm einsetzte, klopfte
er an die Türe. Ein alter Mann öffnete und gab ihm ein Bett für
die Nacht und Schutz vorm Sturm und der eisigen Kälte. Wie es der
Zufall wollte, war auch der alte Mann Schuhmacher, und Jakob konnte ihm
bei der beschwerlichen Arbeit helfen. Jakob war froh, dass er eine Unterkunft
für den Winter gefunden hatte, und da er seine Ersparnisse schon aufgebraucht
hatte, war er glücklich über das Geld, das ihm die Arbeit einbrachte.
Als der Winter vorbei war, wollte Jakob eigentlich weiterziehen, doch
es war viel zu tun, und der alte Mann war dankbar für die Hilfe, da
er viele Arbeiten selbst nicht mehr machen konnte.
Jahre vergingen, und als der alte Mann starb, übernahm Jakob die
Werkstatt, da der Mann keine Kinder oder andere Verwandten hatte. So machte
Jakob Schuhe für die einfachen Leute der Umgebung, die Schuhe meistens
nur am Sonntag und im Winter trugen, und er reparierte sie, bis sie schon
fast zu Staub zerfielen.
Oft saß Jakob vor der Werkstatt und dachte an seinen Traum vor
Jahren. Er sah auf die Wegkreuzung und überlegte, ob ihn wohl der
eine oder der andere Weg zum Meer führen würde. Obwohl er sich
oft seine Gedanken darüber machte, fragte er nie danach, zum einen,
weil er sich von den einfachen Leuten keine Antwort darüber erwartete,
zum anderen, weil er nicht eines Traumes wegen ausgelacht werden wollte.
Jakob fühlte, dass er weiterziehen sollte, obwohl er auch an seiner
Arbeit hing. Doch was ihn am meisten beschäftigte, war die Frage nach
dem richtigen Weg. Eine Straße ging nach Westen, eine nach Osten,
und im Süden lag der Berg. Lange Abende saß Jakob vor dem Haus
und starrte auf die Kreuzung.
Wieder vergingen Jahre, und langsam wurde Jakob selbst zu einem alten
Mann. Er hatte inzwischen einen Lehrling aufgenommen, einen Bauernsohn
aus der Gegend, der ihm zu einer großen Hilfe wurde. Und eines Nachts
hatte Meister Jakob, wie er jetzt genannt wurde, wieder seinen alten Traum:
die weiße Stadt am Meer. Am nächsten Tag saß er vor dem
Haus und musste weinen. Sein Lehrling machte sich Sorgen um ihn und fragte
nach dem Grund, und so erzählte Jakob die ganze Geschichte.
Ein paar Tage später kam der Lehrling mit ein paar Leuten und
einem Esel. Sie setzten Jakob, der inzwischen zu gebrechlich für lange
Wanderungen war, auf den Esel und gingen mit ihm auf den Berg, an dessen
Fuß Jakobs kleines Haus lag. Als sie am Gipfel angekommen waren,
blickte Jakob nach Süden. Hinter ein paar Hügeln sah Jakob zu
seiner Begeisterung das Meer glitzern, und am Horizont sah er die weiße
Stadt, von der er so lange geträumt hatte. Und er sah die zwei Straßen,
die sich vor seinem Haus verzweigten. Die eine führte rechts um den
Berg herum, die andere links herum, und beide trafen sich auf der anderen
Seite des Berges wieder und führten direkt zu der weißen Stadt.
In der nächsten Nacht konnte Jakob nicht schlafen. Er wusste nicht
recht, ob er sich freuen sollte über das Meer, das er nun endlich,
wenn auch aus der Ferne, gesehen hatte, oder traurig sein sollte über
die Träume, die er sich ja doch nie erfüllt hatte. Denn nun war
er viel zu alt, um an so eine Reise überhaupt nur zu denken.
Einige Wochen später war auch Jakob so alt, dass er sterben musste.
Die Dorfbevölkerung trug ihn zu Grabe, und da er im Dorf recht beliebt
gewesen war, sammelten sich viele Menschen hinter seinem Sarg. Am gleichen
Tag gab es auch in der weißen Stadt ein großes Begräbnis.
Tausende Menschen begleiteten den Sarg der Prinzessin, die übrigens
auch eine wunderschöne Frau gewesen war. Jetzt war auch sie wie Jakob
in hohem Alter und einsam gestorben.
Der kleine Schas
Wie ihr sicher schon wisst, feiern Holländer gerne Feste. Jeder Anlass
ist ihnen recht, um sich orange anzuziehen und recht lustig zu sein. Zum
Beispiel feiern sie den Geburtstag von ihrer Königin an einem Tag,
an dem diese gar nicht Geburtstag hat. Aber bitte, mir is wurscht, meine
Königin ist sie ja nicht. Und weil sie nicht meine Königin ist,
war ich auch heuer wieder ihren Nicht-Geburtstag feiern. Dieses Jahr habe
ich jemand besonderen kennengelernt: den kleinen Schas nämlich. Wie
er aussieht, zeichne ich Euch noch schnell auf, den Rest soll er Euch selber
erzählen.
"Hi Leute! Ich sag's euch, ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals
noch was sagen würde in meinem Leben... Um ein Haar hätten sie
mich aufgekehrt - und tschüss. Aber ich fange von vorne an, ja?!
Also eigentlich habe ich ja dem kleinen Joop gehört. Das war ein
gutes Leben. Den ganzen Tag im Bett liegen, manchmal spielen mit den anderen
Stofftieren, ein gemütliches Dasein war das. Ich hatte nur ein Problem:
Meine Minderwertigkeitskomplexe. Es ist nämlich ganz schön hart,
wenn man nicht weiß, was für ein Tier man eigentlich ist. Ich
bin mir noch immer nicht sicher... Kuh oder Meerschwein... Das macht schon
einen gewaltigen Unterschied, oder? Könnt ihr euch vorstellen, dass
ich eine Identitätskrise hatte so ab und zu?
Aber das Leben war trotzdem ganz O.K. als Meer-Kuh, kein Stress und
so - alles in bester Ordnung. Zu Koninginnedag, da wurde dann plötzlich
alles anders. Joop hatte beschlossen, ein Mann zu werden - und uns alle,
mich und die anderen Stofftiere, auf dem Flohmarkt zu verkaufen! Ich hatte
eigentlich nichts dagegen, den Besitzer zu wechseln, weil bei den Streicheleinheiten
wurde Joop schon nachlässig in letzter Zeit. Wenn man ein neues Kind
bekommt, ist auch wieder mehr streicheln angesagt, dachte ich mir so. Also
war ich guten Mutes. Das Fest auf den Straßen Amsterdams war in Ordnung.
Ich saß so auf der Decke am Gehsteig vor Joops Haus und schaute mir
die Passanten an. Lauter fröhliche Menschen, die durch die Straße
schlenderten und die lustigsten Dinge unter dem Arm hatten: Teekannen,
Schier, Pflanzen,... ich finde Flohmarkt immer toll, weil was die einen
wegschmeißen wollen, kaufen die anderen und freuen sich auch noch
darüber. Komisch, oder?! Ich glaube, im Laufe des Tages wechselten
ungefähr alle Dinge in ganz Amsterdam ihre Besitzer und jeder geht
mit einem Haufen Gerümpel heim.
Es war ein schöner Tag. Es gab Musik, an allen Straßenecken
standen Leute vor den Cafe's mit Biergläsern in der Hand und die Kinder
waren bunt geschminkt und hatten Luftballons. Mir gefiel die Action! Joop
verkaufte nach und nach meine Freunde - sie hatten alle großes Glück.
Kitty, die Katze durfte mit einem kleinen Mädchen mitgehen und Beer
ging mit einem Jungen. Nur ich saß da und wurde immer einsamer. Ab
und zu blieb ein Kind stehen, hob mich hoch, betrachtete mich zweifelnd
und fragte Joop: "Was ist denn das hier eigentlich? Ein Meerschwein? Mit
Hörnern? " Und dann wurde ich wieder auf die Decke gesetzt und zurückgelassen...
Joop verdiente an diesem Nachmittag ganz schön an uns Tieren und
investierte seine Gewinne gleich wieder in Dinge, die ein echter Mann scheinbar
braucht, wie zum Beispiel ein rostiges Taschenmesser und ein Feuerzeug.
Ich frage mich, ob es gemütlicher ist im Bett mit einem Messer als
mit uns Kuscheltieren - aber bitte...
Naja, jedenfalls blieb ich irgendwie über an dem Nachmittag, und
ich dachte: O.K., gehen wir eben wieder nach Hause! Aber das war ein gewaltiger
Irrtum! Joop ging schon nach Hause, aber ich nicht!!! Stellt euch vor,
er ließ mich einfach sitzen! Mitten unter verstreuten Puzzleteilen
und zerbrochenen Spielsachen - ganz alleine! Ich sage euch, sie haben kein
Herz diese echten Männer!
Und dann begann es auch noch zu regnen... Ich wollte weinen, wusste
aber nicht, wie das geht - ob ich muhen oder quieken sollte und so beherrschte
ich mich doch lieber. Außerdem musste ich ja fröhlich aussehen,
damit ich vielleicht doch noch einem Kind auffallen würde. Es war
gar nicht lustig. Langsam wurde es spät, die Menschen auf der Straße
wurden immer betrunkener und ich wurde immer mutloser.
Dann wurden schon die letzten Stände aufgeräumt und die Straße
war knöchelhoch bedeckt mit Mist. Und ich mittendrinnen!
Und stellt euch vor, zu allem Unglück kam dann auch noch die Straßenreinigung.
Ein großes Auto mit einem Wasserwerfer vorne drauf, der alles mit
sich riss und wegspülte. Wusch - ich wirbelte durch die Luft, schlug
zirka 37 Purzelbäume, und landete hinter einem Fahrrad. Nass, dreckig
und verzweifelt.
Aber - ihr müsst ja schon denken "wann kommt denn jetzt endlich
die Jutta daher?" - ja, das dauerte noch eine Weile, denn Jutta war auch
noch beim Feiern und Bier trinken. Aber in Wirklichkeit hatte ich schon
gewonnen, denn das Rad, hinter dem ich gelandet war, war ihres. Und als
sie dann doch irgendwann aus dem Lokal kam und ihr Fahrradschloss aufsperrte,
sah sie mich da sitzen, und sagte: "Schau, was ist denn das für ein
Schas?" und das andere Mädchen, das daneben stand sagte: "ein ganz
ein kleiner Schas ist das..." und sie nahmen mich mit! Niemand lachte mich
aus, niemand fragte sich, ob ich Kuh oder Meerschwein wäre - ich war
einfach ich selbst - klein, schmutzig, der kleine Schas ...und, nicht zu
vergessen: ich war gerettet!
Ich habe es gar nicht schlecht hier bei Jutta - manchmal vergisst sie
mich zwar und ich liege ein paar Tage in der Ecke oder unter dem Bett,
aber sie entschuldigt sich jedes mal und wir sind gute Freunde. Und jetzt
darf ich auch noch meine Memoiren schreiben für den Hugo und werde
bestimmt sehr berühmt. Oder?
Euer kleiner Schas"
Ja, das ist die Geschichte, Leute. So war das, ich kann es bezeugen.
Und weil nichts mehr hinzuzufügen ist, ist die Geschichte hier aus.
(Das war einfach diesmal - ich musste selber fast gar nichts schreiben...)