Bingo

Fortsetzung aus Hugo 25:

Hatschi, hatschi. Dieser plötzliche Niesanfall war genau das, was Bingo, unser kleiner Indianerjunge, nicht wollte. Er wollte doch ganz leise in seinem Gebüsch kauern, um ja nicht von dem riesigen Monster entdeckt zu werden. Doch jetzt, wo sein geheimes Versteck aufgeflogen und seine Tarnung dahin war, galt es für Bingo sich zu entscheiden, was er tun sollte.

Wie so oft in Bingos noch so jungen Leben gab es für ihn mehrere Möglichkeiten, zwischen denen er sich zu entscheiden hatte. Diesmal aber hatte Bingo diese Entscheidung rasch zu treffen, stand er doch in einer sehr gefährlichen Situation.

Nun, sein erster Gedanke war natürlich der Kampf. Wie wir ja schon wissen, war klein Bingo sehr tapfer, das hatte er von seinem Vater geerbt. Kämpfen war aber in dieser Situation völlig unmöglich, war doch klein Bingo nicht einmal so groß wie einer der Zähne des Ungeheuers. Und ein Kampf mit dieser Waldkreatur hätte vermutlich nicht einmal ein paar Sekunden gedauert.

Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich fortlaufen gewesen. Bingo war ein sehr schneller Läufer, in seinem Dorf hatte Bingo jedesmal die Laufmeisterschaften in seiner Altersklasse gewonnen. Sowohl beim Sprint als auch bei den längeren Distanzen hatte Bingo die Nase vorne. Doch in seiner jetzigen Situation hätte ihm das Fortlaufen auch nicht weitergeholfen. Denn wäre Bingo noch so schnell gelaufen, sagen wir mal noch schneller als jemals ein Indianer gelaufen ist, hätte ihn das Monster innerhalb von ein paar Sekunden eingeholt und gefangen.

Ein paar weitere Möglichkeiten schwirrten Bingo auch noch im Kopf herum: Zum Beispiel sofort in Ohnmacht zu fallen, oder zu singen zu beginnen, oder so zu tun, als ob nichts wäre. Aber alle diese Gedanken verwarf Bingo sofort wieder, denn Bingo war alles andere als ein Feigling.

So entschied er sich für die Variante, die ihm in dieser Situation als angebracht erschien. Er sagte: "Hallo, ich heisse Bingo und wer bist du?" zu dem ungeheuren Monster. Das müssen wir uns einmal vorstellen, was Bingo da gemacht hat. Er hat unglaublichen Mut bewiesen, als er sich diesem Waldgeist gestellt hat. Noch nie hat der kleine Indianerjunge so viel Tapferkeit und Waghalsigkeit gezeigt wie in dieser Situation. Sicher, Bingo konnte nicht wissen, ob dieses Ungeheuer überhaupt seine Sprache verstand, oder ob es überhaupt sprechen konnte. Er konnte auch nicht wissen, ob dieses Ungeheuer ein feindseliges Monster war, das ihn gleich fressen würde, oder ob es ein freundliches war, das mit ihm reden würde. Das einzige was Bingo sicher wusste war, dass er so ein grosses und lautes und unheimliches Wesen noch nie zuvor gesehen hatte.

Es wurde plötzlich ganz leise, als Bingo das Ungeheuer angesprochen hatte. Die Kreatur hörte sofort auf, mit den Zähnen zu reiben und man konnte das Pochen von Bingos Herzen hören. Es war eine unheimliche Stille, die nun in der Luft lag, und den ganzen Wald erfüllte. Das riesige Wesen blieb stehen, drehte seinen Kopf in Bingos Richtung und blickte den kleinen Indianerjungen direkt in die Augen.
 

Anton